Christus verkündigen


Christus verkündigen

Eine gesunde Gemeinde ist eine, die vom Evangelium geprägt ist. Wir müssen die Schönheit Christi sehen.

Eine gesunde Gemeinde ist eine, die vom Evangelium geprägt ist. Wir müssen die Schönheit Christi sehen. Nichts wird uns mehr dazu ermutigen, liebevoll und demütig konstruktive Kritik zu üben und anzunehmen, als eine ergreifende, überführende Predigt über das Evangelium. Das ist unsere große Aufgabe und unser Privileg als Pastoren – Christus zu verkündigen. Wenn wir das tun, fördern wir bewusst oder unbewusst eine gesunde Kultur der Kritik.

Wieso haben wir einerseits solche Vorbehalte, wenn es um Kritik geht, und woher kommt andererseits unsere überkritische Geisteshaltung? Es liegt an unserer Selbstüberschätzung. Als Mensch kritisieren wir andere unaufhörlich, um uns selbst besser zu fühlen. Aus demselben Grund meiden wir Kritik von anderen oder unterdrücken sie: um uns selbst zu schützen und um selbst besser dazustehen. Wir alle haben eine gewisse Selbstüberschätzung, die es uns schwer macht, konstruktive Kritik zu äußern oder anzunehmen.

Wenn wir am Kreuz mit der grausamen Abscheulichkeit der Sünde konfrontiert werden, wird unser Hochmut jedoch völlig dezimiert. Sünde ist ein Aufruhr höchster Art, ein rebellischer Aufstand gegen den Schöpfer und Herrn aller Dinge. Auch wenn uns das Gesetz unsere Sünde vor Augen führt, so ist es doch das Evangelium, das uns die grenzenlose Beleidigung aufzeigt, die unsere Sünde gegen Gott darstellt. David Wells schreibt: „Das biblische Evangelium stellt klar, … dass das Selbst verdreht ist, dass es in seiner Beziehung zu Gott und anderen gestört ist, dass es voller Täuschungen und Rationalisierungen ist, dass es gesetzlos ist, dass es Rebellion ist und dass man sich selbst sterben muss, um zu leben.“ Die Sündenlehre des Evangeliums zerrüttet unsere überhöhte Selbstwahrnehmung und die der Personen, die unsere Predigt hören.

Wer kann sehen, wie der Sohn Gottes in den Fluten des göttlichen Gerichts versinkt und völlig von seinem Vater verlassen wird und davon unberührt bleiben? Alfred Poirier erklärt in seinem wunderbaren Artikel „Das Kreuz und die Kritik“: „Als Antwort auf meine Sünde hat mich das Kreuz intensiver, tiefer, durchdringender und wahrhaftiger kritisiert und gerichtet, als es irgendjemand sonst je könnte.“ Die Verkündigung des gekreuzigten Christus zu hören, bedeutet, die umfassendste und schärfste Kritik an uns selbst zu hören. Im Licht des Kreuzes lernen wir die schmerzhafte, aber befreiende Wahrheit, dass wir immer noch sündhafter sind, als unser schlimmster Kritiker uns darstellen könnte. Wir sind größere Sünder, als uns jemals bewusst sein wird.

Die atemberaubende Realität ist jedoch, dass Christus am Kreuz das Urteil zunichtegemacht hat, das wir in unserer Rebellion verdient haben. Durch ihn sieht Gott uns so, als hätten wir nicht den geringsten Makel der Sünde. Er rechtfertigt uns! Wenn die Personen in unseren Gemeinden das wirklich verstehen würden, würden sie ausrufen: „Wenn Gott mich rechtfertigt, mich annimmt und mich niemals verlassen wird – wieso sollte ich mich dann vor Kritik fürchten?“ Das ist die praktische Anwendung des Evangeliums. Im gleichen Maß, in dem unsere Gemeinden die gnadenvolle Annahme, ihren Status als Kinder Gottes und ihre unerschütterliche Sicherheit in der Errettung durch Jesus erfahren, werden sie auch die kritischen Blicke von anderen nicht übermäßig fürchten oder dazu neigen, selbst anderen gegenüber überkritisch zu sein.

Unsere Gemeinden brauchen genau diese Art von Einstellung gegenüber Kritik – eine, in der das Kreuz im Mittelpunkt steht und sich Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, mit Christus gekreuzigt sehen. Das Evangelium erniedrigt uns tiefer als die schlimmste menschliche Kritik, aber es erhöht uns gleichzeitig in Gottes Gnade. So kann uns die negative Beurteilung unserer Mitmenschen nicht mehr niederschmettern.

Auszug aus

Pastors and their Critics: A Guide to Coping with Criticism in the Ministry

Joel R. Beeke and Nick Thompson

https://www.3lverlag.de/kategorien/303-9-merkmale-einer-gesunden-gemeinde.html

 


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