Deine Rolle als Vater und „Priester“ in deiner Familie
Als Priester deiner Familie bekennst du deinen eigenen Glauben und verkündigst den Ratschluss Gottes aus der Bibel. Du fügst der Bibel nichts hinzu; deine Aufgabe ist es, deinen Kindern die Wahrheiten der Bibel bekannt zu machen. Das ist deine priesterliche Aufgabe als Vater.
Auf die Frage im Heidelberger Katechismus, warum Jesus „Christus“ oder „Gesalbter“ genannt wird (Frage 31), lautet die Antwort: „Er ist von Gott eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart.“
Viele Menschen denken bei einem Propheten an eine Person, die die Zukunft vorhersagt. Einige Propheten haben tatsächlich über zukünftige Ereignisse gesprochen, z.B. das Kommen Christi, aber das war nicht ihre Hauptaufgabe. Die Hauptaufgabe eines Propheten ist es, Gottes Sprachrohr für die Menschen zu sein. Der Geist inspirierte die Propheten und Apostel, Gottes Wort wiederzugeben oder niederzuschreiben. Gottes Sohn ist der höchste, allwissende Prophet. Als Prophet deiner Familie bekennst du deinen eigenen Glauben und verkündigst den Ratschluss Gottes aus der Bibel. Du fügst der Bibel nichts hinzu; deine Aufgabe ist es, deinen Kindern die Wahrheiten der Bibel bekannt zu machen. Das ist deine prophetische Aufgabe als Vater.
Wir müssen uns folgende Frage stellen: Wie sollte ich als Prophet Gottes zu Hause lehren? Ich möchte dir im Folgenden sechs Richtlinien geben.
Lehre mit Leidenschaft. Wir haben alle schon einmal Predigten gehört, bei denen das Wort Gottes mit einer eher kalten und mechanischen Stimme verkündet wird. Das steht im klaren Gegensatz zum Eifer des Propheten Jeremia: „Da brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen, und ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich kann es nicht“ (Jer 20,9). Der Prophet versuchte zu schweigen, aber er konnte das Wort Gottes nicht für sich behalten. Er musste es verkünden.uch Amos, ein einfacher Bauer, sah sich gezwungen, zu sprechen, als Gott ihn dazu aufforderte: „Der Löwe brüllt … GOTT, der Herr, redet; wer sollte es nicht weitersagen?“ (Am 3,8). Mein Vater weinte oft, wenn er uns die Wahrheiten Gottes lehrte. Es war eine leidenschaftliche Unterweisung. Mein Vater vermittelte uns das Wort Gottes nicht als trockene, langweilige Information, sondern als „das schärfste beidseitig geschliffene Schwert“ (Hebr 4,12). Genauso müssen auch wir unsere Kinder leidenschaftlich lehren.
Lehre als Gottes bevollmächtigter Verwalter. Wir nehmen die Lehre unserer Kinder ernst, denn wir wissen, dass Gott uns dazu berufen hat. In Epheser 6,4 heißt es: „Und ihr Väter, verhaltet euch euren Kindern gegenüber so, dass sie keinen Grund haben, sich gegen euch aufzulehnen; erzieht sie mit der nötigen Zurechtweisung und Ermahnung, wie der Herr es tut.“ Unsere Kinder müssen verstehen, dass Gott uns befohlen hat, sie anzuleiten. Wir können es ihnen folgendermaßen vermitteln: „Kinder, Gott hat mir die Aufgabe gegeben, euch zu lehren. Ich muss seine Gebote befolgen.“ Gemeinden und christliche Schulen können unsere Arbeit ergänzen, aber die Hauptverantwortung für die Unterweisung ihrer Kinder liegt bei den Eltern selbst, insbesondere beim Vater. Du kannst nicht einfach die gesamte Verantwortung an andere Lehrkräfte delegieren und die Aufgabe als erledigt betrachten.
Lehre durch gemeinsame Anbetungszeit als Familie. Die tägliche Anbetungszeit als Familie sollte die Grundlage für deine Rolle als Vater und Priester deiner Kinder sein. Setze es dir zum Ziel, deinen Kindern in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten im Rahmen der täglichen Anbetungszeit den gesamten Ratschluss Gottes zu lehren, wie Paulus es für die Epheser tat (vgl. Apg 20,17.27). Dein Zuhause soll zu einer kleinen Gemeinde, zu einem kleinen Bibelseminar werden, in welchem du deinen Kindern als lehrender Prophet die kostbare Wahrheit Gottes beibringst – und dabei den Verstand, das Gewissen, das Herz und den Willen jedes deiner Kinder ansprichst. Bringe ihnen biblische Geschichten und Lehren bei und wende diese Geschichten und Lehren mit dem Segen des Heiligen Geistes auf ihr tägliches Leben an, damit sie sich geistlich, moralisch und mental gut entwickeln.
Konzentriere dich dabei auf die Grundlagen. Unterrichte deine Kinder über jedes Buch der Bibel, erläutere ihnen das Hauptthema jedes Buches und wie dessen Inhalt uns als bedürftige Sünder zu Jesus Christus führt. Leite sie an, die Zehn Gebote, das Vaterunser und das Apostolische Glaubensbekenntnis auswendig zu lernen, um sie auf weitere Unterweisungen vorzubereiten. Bringe ihnen bei, wer Gott ist und wie er ist. Unterrichte sie über den Ursprung, das Ausmaß und die Schwere der Sünde. Bringe ihnen die Notwendigkeit der Wiedergeburt, der persönlichen Reue und des Glaubens an Christus als alleiniger Erlöser nahe. Erzähle ihnen vom sühnenden Blut Christi und seiner wirksamen Macht. Offenbare deinen Kindern den gesamten Christus – seine Person und sein Wesen, seine Titel und Stellung, seine Schönheit und Allgenügsamkeit. Unterrichte sie über das Sittengesetz und seinen zivilen, evangelischen und didaktischen Gebrauch. Erkläre ihnen, dass Gott sie zur Heiligkeit und zum Gehorsam aufruft und zeige ihnen, wie sie einen Lebensstil der Dankbarkeit führen können. Erzähle ihnen von der Realität des Todes, der Ernsthaftigkeit des Gerichts, der Freude des Himmels, dem Schrecken der Hölle und der Unendlichkeit der Ewigkeit.
Bleibe dabei klar in Bezug auf Bedeutung und Stil. Wende Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung an, um die Relevanz dieser Dinge zu verdeutlichen. Sei dabei liebevoll, wie der Vater in den Sprüchen. Sprich wirklich in das Leben deiner Kinder hinein, indem du altersgemäße Illustrationen und konkrete Konzepte anwendest. Vereinfache die Predigten, die du gehört hast, für deine Kinder. Stelle, soweit wie möglich, einen Bezug zwischen der biblischen Lehre und aktuellen Ereignissen in deiner Familie, der Gesellschaft oder dem Land, in dem ihr lebt, her.1
Lehre als Vorbild. Jesus war nicht nur der höchste Prophet, sondern auch das lebendige Wort (vgl. Joh 1,1.14). Er offenbarte Gott nicht nur in seinen Worten, sondern auch in seinem Leben. Genauso tat es Paulus, als er an seinen geliebten Sohn im Herrn, Timotheus, schrieb: „Du aber bist meiner Lehre gefolgt, hast dich an die Grundsätze gehalten, nach denen ich lebe, und hast dich auf dasselbe Ziel ausgerichtet wie ich. Du hast dir meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe und meine Standhaftigkeit zum Vorbild genommen und hast dich auch nicht dadurch abhalten lassen, dass ich Verfolgungen und Leiden zu ertragen hatte. Du weißt ja, was ich in Antiochia, Ikonion und Lystra alles durchgemacht habe und wie sehr ich dort verfolgt wurde! Aber aus jeder Gefahr, in die ich geriert, hat der Herr mich gerettet“ (2.Tim 3,10-11; NGÜ). Unsere Kinder lernen immer etwas von uns, ob es uns bewusst ist oder nicht, denn sie lesen immer das „Buch unseres Lebens“. Neben der Bibel ist dies das wichtigste Buch, das deine Kinder jemals lesen werden. Im Buch deines Lebens werden sie sehen, was du wirklich über Gott denkst, ob der Gottesdienst für dich eine Pflicht oder Freude ist, ob Sünde ein schreckliches Übel oder nur eine harmlose Übertretung darstellt und ob du deine Familie wirklich schätzt oder sie als Last ansiehst.
Lehre, indem du dein Leben teilst. Paulus sprach offen über seine Probleme, Nöte und Schwächen. Er rühmte sich sogar seiner Schwächen, damit andere die Stärke Christi in ihm und die Genügsamkeit der Gnade Gottes in all seinen Prüfungen erkennen konnten (vgl. 2.Kor 12,9-10). Er öffnete sich für andere, damit sie sich für ihn öffnen konnten (vgl. 2.Kor 6,11-13). Wie wunderbar ist es, wenn Kinder zu ihren Freunden sagen können: „Meine Mama und mein Papa sind toll; ich kann mit ihnen über alles reden.“ Das bedeutet nicht, dass ihr die Rolle von Kumpels einnehmt – das würde eure Autorität als gottesfürchtige Eltern ihnen gegenüber verneinen. Trotzdem sollen wir uns darum bemühen, ihr Vertrauen zu gewinnen und eine Freundschaft mit ihnen zu entwickeln, die mit ihrem Alter wächst. Jesus nannte seine Jünger „Freunde“, weil er sie genug liebte, um für sie zu sterben und ihnen den gesamten Ratschluss Gottes mitzuteilen (vgl. Joh 15,13-15).
Mose sagte in 5. Mose 6,4-7: „Höre Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“
Gott hat uns dieses große Gebot gegeben. Jesus gab seinen Jüngern darüber hinaus den Missionsbefehl, die ganze Welt zu Jüngern zu machen, angefangen bei ihnen selbst zu Hause. Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Kontext dieser Gebote das eigene Leben ist. Betrachte deine prophetische Arbeit nicht nur als Ereignis in deinem Terminkalender, sondern als einen Aspekt deines Lebens, den du mit deinen Lieben teilst.
Lehre mit dem Ziel der ganzheitlichen Reife. Sprich nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz und die Seele deiner Kinder an, damit sie im Dienst für Gott wachsen und reifen können. In Lukas 2,52 lesen wir: „Jesus nahm weiter zu an Weisheit und wuchs zu einem jungen Mann heran. Gottes Gnade war mit ihm, und die Menschen hatten Freude an ihm.“ Christus ist unser Vorbild für die Entwicklung unserer Kinder; er wurde als Baby geboren, wuchs aber in allen Aspekten seines Menschseins zu einem erwachsenen Mann heran.
Erziehe deine Kinder in sozialen Umgangsformen. Ein gut ausgebildeter Verstand ohne grundlegende Umgangsformen oder Etikette gleicht einem stumpfen Schwert. Unsere Kinder sollten älteren Personen gegenüber Respekt, Gleichaltrigen gegenüber Freundlichkeit und Jüngeren gegenüber Empathie an den Tag legen. Wenn du davon ausgehst, dass deine Kinder gute Umgangsformen haben, du ihnen diese aber nicht beigebracht hast, bahnst du einen Weg zum Misserfolg hinsichtlich ihrer sozialen Kompetenz. Du solltest ihnen außerdem die Möglichkeit geben, sich mit Kunst, Literatur und Musik zu beschäftigen, denn dabei handelt es sich um Gnadengaben Gottes. Auch das wird sie reifen lassen und ihr Leben bereichern.
Fordere deine Kinder körperlich heraus. Bringe deinen Kindern bei, dass ihr Körper ein Geschenk Gottes ist und sie deshalb auf ihre Gesundheit achten und ehrfurchtsvoll mit ihrem Körper umgehen sollen. Sie brauchen ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Kläre deine Kinder auf, sprich offen über die guten Seiten, die geistliche Bedeutung und die gottgegebenen Grenzen ihrer Sexualität. Überlasse diesen Bereich der Erziehung nicht Gleichaltrigen. Leite sie in Fragen des äußerlichen Erscheinungsbildes an, damit sie sich dezent und schön kleiden, allerdings nicht mit dem Zweck, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.
Bringe deinen Kindern eine ausgeglichene Sichtweise auf körperliche Betätigung bei. Freizeitsport ist ein natürlicher Aspekt der körperlichen Entwicklung eines Kindes; Kinder haben Spaß daran, ihre Beweglichkeit und Kraft zu verbessern. Sport bietet die dringend benötigte Bewegung. Beim Gruppensport lernen sie außerdem Teamwork, Führungsqualitäten und Ausdauer. Aber unterwirf dich nicht dem Sportwahn, der nur das Gewinnen zum Ziel hat oder den Sport zu einem Zeitfresser werden lässt, dem du die gemeinsame Zeit als Familie opferst.
Brüder, unsere prophetische Rolle in unserem Zuhause bringt eine große Verantwortung mit sich. Wie können wir einer solchen Berufung gerecht werden? Anstatt aufgrund unserer Unzulänglichkeiten enttäuscht das Handtuch zu werfen, sollten wir im Gebet vor Gott treten und sagen: „Ich bin ein sündiger Mensch, Herr, aber hilf mir, meine Sünde zu bekennen, was meinen inkonsequenten Lebenswandel, meine Unkenntnis der Bibel und mein Versagen bei der Evangelisierung meiner Kinder betrifft. Lass mich betrübt sein über meine mangelnde Fähigkeit und mich an dich wenden und um Gnade bitten, dass ich meine Verantwortung dir gegenüber erkennen möge. Lasse mich bei dir Zuflucht finden, mich auf deine Verheißungen stützen und auf Jesus, deinen Sohn als mein Vorbild, meine Stärke und meinen Herrn blicken.“ Auf lange Sicht werden wir als treue Propheten-Väter darüber staunen, wie Gottes Gnade unsere Sünden bedeckt und uns Früchte für unsere Bemühungen schenkt, die weit über die Grenzen menschlicher Macht und Weisheit hinausgehen. Gott möchte nicht, dass wir als Ehemänner und Väter versagen. Er schenkt uns die wunderbare Gnade, sein Stellvertreter bei der Erziehung unserer Kinder zu sein.
Auszug aus
How Should Men Lead Their Families?
Joel R. Beeke