Die Definition des Puritanismus


Einfach gesagt, verfolgten die Puritaner fünf Hauptanliegen und behandelten jedes davon ausdrücklich in ihren Schriften.

Was genau steckt hinter dem Begriff Puritanismus? Viele Menschen verwenden heute den Begriff, um ein griesgrämiges und gesetzliches Christentum zu beschreiben, das an Fanatismus grenzt. Dieser Stereotyp ist vor allem der antipuritanischen Stimmung des neunzehnten Jahrhunderts zu verdanken. Auch wenn spätere Kulturen unterschiedlich zu den Puritanern standen, ist es hilfreich, eine kurze Geschichte des Begriffs aufzuzeichnen und die Bewegung so objektiv wie möglich zu bewerten.

Der Begriff Puritaner wurde erstmals in den 1560er Jahren für diejenigen englischen Protestanten verwendet, die die Reformen von Königin Elisabeth für unvollständig hielten und eine weitere „Reinigung“ (vom griechischen Wort für „rein“: katharos) forderten. Seine negativen Konnotationen rühren daher, dass er eine Übersetzung des lateinischen Begriffs catharus (der Puritaner) oder cathari (die Puritaner, von katharos) ist, einer Bezeichnung für mittelalterliche Ketzer (Gordon S. Wakefield, „The Puritans“ aus The Study of Spirituality, ed. Cheslyn Jones, Geoffrey Wainwright und Edward Yarnold, S. 438). Für William Perkins (1558-1602), der oft als „Vater des Puritanismus“ bezeichnet wird, war Puritaner ein „abscheulicher Begriff“, der für Menschen mit perfektionistischen Tendenzen stand (The Works of Mr. William Perkins, 1:342, 3:15). Leonard J. Trinterud kommt zu dem Schluss: „Während des gesamten sechzehnten Jahrhunderts wurde der Begriff häufiger als ein verächtliches Adjektiv denn als Substantiv verwendet und wurde, egal, wo er verwendet wurde, als verleumderisch abgelehnt“ (Elizabethan Puritanism, S. 3ff).

Die Begriffe Puritaner und Puritanismus haben sich durchgesetzt, auch wenn sich ihre Bedeutung über die Jahre verändert hat. Die Gelehrten des zwanzigsten Jahrhunderts vertreten unterschiedliche Meinungen darüber, was die Begriffe eigentlich beschreiben sollen. William Haller sieht das „zentrale Dogma des Puritanismus [als] einen allumfassenden Determinismus, die theologisch definierte Lehre der Prädestination“ (The Rise of Puritanism, S. 83). Perry Miller sieht das „Mark der puritanischen Göttlichkeit“ in dem Gedanken eines Bundes (Errand into the Wilderness, S. 48-49); und Alan Simpson im Konzept der Bekehrung (Puritanism in Old and New England, S.2). Christopher Hill betonte die sozialen und politischen Ideen des Puritanismus (Society and Puritanism). John Coolidge verband den Puritanismus mit der Ablehnung der anglikanischen Lehre von den adiaphora, oder „ethisch neutralen Dingen“ (The Pauline Renaissance in England: Puritanism and the Bible).

Richard M. Hawkes formulierte folgende Zusammenfassung: „War [der englische Puritanismus] im Wesentlichen eine theologische Bewegung, die die Bundestheologie, Prädestination und einen reformierten Gottesdienst in den Mittelpunkt stellte? Oder war es im Kern eine politische Bewegung, die die unveräußerlichen Rechte des Gewissens vor Gott, die Herrschaft des Naturrechts über willkürliche Vormundschaftsgerichte, die Abhängigkeit des Königs vom Parlament und die Gründung der Staatsgewalt durch das Volk forderte? Einige moderne Forschungen weisen auf eine dritte Möglichkeit hin: Nämlich, dass das Wesen des Puritanismus seine Frömmigkeit war, mit Betonung auf der Bekehrung, der existenziellen, von Herzen kommenden Religion“ („The Logic of Assurance in English Puritan Theology“, Westminster Theological Journal 52 [1990]:247).

All diese und noch viele weitere Anliegen sind im Puritanismus zu finden. Einfacher gesagt, verfolgten die Puritaner fünf Hauptanliegen und behandelten jedes davon ausdrücklich in ihren Schriften:

  • Die Puritaner wollten die Heilige Schrift erforschen, ihre Erkenntnisse zusammentragen und sie auf alle Bereiche des Lebens anwenden. Dabei wollten sie auch konfessionell und theologisch bleiben und stützten sich stark auf die Arbeit engagierter christlicher Gelehrter.
  • Die Puritaner setzten sich leidenschaftlich dafür ein, den trinitarischen Charakter der Theologie zu betonen. Immerzu verkündeten sie die prädestinierte Gnade Gottes, die Liebe Jesu Christi am Kreuz und das Wirken des Heiligen Geistes im Leben der Sünder. Ihre Faszination für ein Leben als Christ beruhte weniger auf dem Interesse an dem Leben an sich als vielmehr auf dem Wunsch, dem göttlichen Wirken in ihrem Leben auf die Spur zu kommen, damit sie ihrem dreieinigen Gott alle Ehre geben konnten.
  • Wie die Reformatoren, glaubten auch die Puritaner an die Schlüsselrolle der Gemeinde für die Ausbreitung des Reiches Christi. Daher waren sie davon überzeugt, dass der Gottesdienst einer Gemeinde die sorgfältige Umsetzung und treue Verkörperung des biblischen Glaubens sein sollte, und dementsprechend war der Puritanismus eine Bewegung, die sich auf schlichte und ernsthafte Predigten, liturgische Reformen und geistliche Brüderlichkeit konzentrierte. Ebenso glauben die Puritaner, dass es eine Ordnung für die Gemeindeleitung gibt, die in der Heiligen Schrift offenbart ist, und dass das Wohlergehen der Gemeinde davon abhängt, dass sie mit dieser Ordnung in Einklang gebracht wird.
  • In den großen Fragen der staatlichen Ordnung, die durch die Herausforderungen ihrer Zeit aufgeworfen wurden, suchten die Puritaner in der Heiligen Schrift nach Antworten auf die Fragen nach den Pflichten, der Macht und den Rechten des Königs, des Parlaments und der Bürger als Untertanen.
  • In Bezug auf den Einzelnen konzentrierten sie sich auf die persönliche, umfassende Bekehrung. Sie glaubten mit Jesus, dass jemand von Neuem geboren werden muss, um das Reich Gottes zu sehen (vgl. Johannes 3,3). Deshalb zeichneten sie sich in vorzüglicher Weise darin aus, das Evangelium zu predigen, das Gewissen zu erforschen, den Sünder wachzurütteln, ihn zur Umkehr und zum Glauben aufzurufen, ihn zu Christus zu führen und ihn im Weg Christi zu unterweisen. Ebenso stimmten die Puritaner mit Jakobus überein: „Es reicht nicht, nur Glauben zu haben. Ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, ist kein Glaube – er ist tot und wertlos“ (Jak 2,17). Aus der Heiligen Schrift entwickelten sie eine sorgfältige Beschreibung dessen, wie sich ein Christ in seinem inneren Leben vor Gott und in all seinen Handlungen und Beziehungen in diesem Leben, Zuhause, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft verhalten sollte.

Auszug aus

Meet the Puritans: With a Guide to Modern Reprints

Von Joel R. Beeke und Randall J. Peterson

https://www.3lverlag.de/kategorien/1781-glaube-und-werke-sind-kein-widerspruch.html

 

 

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