Die Erneuerung des Gewissens


Indem Gott unsere Sicht auf ihn in unserer Seele erneuert, erneuert er auch unser Gewissen. Dies geschieht, indem unser Gewissen durch die Predigt wachgerüttelt, durch die Heilige Schrift unterrichtet, durch das Evangelium geheilt und durch die Selbstprüfung trainiert wird.

1. Das Gewissen muss durch die Predigt wachgerüttelt werden

Einen wirkungsvollen Prediger hat man nach Ansicht der Puritaner daran erkannt, wie er das Gewissen der Menschen durchdringen konnte, um ihnen zu zeigen, was in der Tiefe ihres Herzen vor sich ging. Im Westminster Directory for Public Worship steht, dass dies für einen Prediger schwierig ist, da es „viel Umsicht, Eifer und Meditation erfordert und es für den natürlichen und verdorbenen Menschen sehr unangenehm sein wird.“ Dennoch muss ein Prediger genau das tun, damit jeder, der seine Predigt hört, „das Wort Gottes als treffend und kraftvoll empfinden kann, welches die Gedanken und Absichten des Herzens erkennt, und damit einem anwesenden Ungläubigen oder Unwissenden die Geheimnisse seines Herzens offenbart werden und er Gott die Ehre gibt.“

2. Das Gewissen muss von der Heiligen Schrift unterrichtet werden

Wenn das Gewissen nicht an der Heiligen Schrift ausgerichtet wird, funktioniert es zwar, aber nur ungenügend. Es wird nicht richtig verurteilen können, was verurteilt werden soll und rechtfertigen, was keiner Rechtfertigung gebührt. Das Westminster Bekenntnis (20.2) besagt, dass Gott allein der Herr über das Gewissen ist. Richard Baxter (1615-1691) erklärte: „Macht nicht eure eigenen Urteile oder euer Gewissen zu eurem Gesetz oder zum Urheber eurer Verantwortung. Lasst euch vom Gesetz Gottes leiten und von der Verantwortung, die er euch auferlegt und von eurem Gehorsam oder Ungehorsam ihm gegenüber… Nicht wir selbst, sondern Gott ist unser Gesetzgeber.“ Unser Gewissen ist dafür da, uns ständig die Gegenwart des heiligen Gottes bewusst zu machen. Vinzenz schrieb: „Ein gutes Gewissen bringt die Menschen dazu, immer wieder vor Gott zu treten.“

3. Das Gewissen muss durch den Geist mithilfe des Evangeliums geheilt werden

William Gurnall sagte: „Ein gutes Gewissen ist nichts anderes als das Echo der verzeihenden Barmherzigkeit.“ Das Evangelium verkündet Frieden und Vergebung für alle, die auf Christus vertrauen, der für die Sünder gekreuzigt wurde. Es ist der Heilige Geist, der das Gewissen durch den Glauben an das Blut Christi an das Evangelium bindet, den Frieden mit Gott schenkt und Heilsgewissheit entstehen lässt. Perkins sagte: „Alles beginnt mit dem Heiligen Geist, der den Verstand und das Gewissen mit geistlichem und göttlichem Licht erleuchtet; das Werkzeug dabei ist der Dienst des Evangeliums, durch den das Wort des Lebens im Namen Gottes auf jede Person angewandt wird. Diese Gewissheit wird nach und nach in Form von logischem Denken oder praktischem Syllogismus erreicht, die der Heilige Geist im Verstand formt.“

4. Das Gewissen muss durch die regelmäßige Selbstprüfung trainiert werden

Thomas Watson schrieb: „Selbstprüfung ist die Implementierung eines Gerichts im eigenen Gewissen und eine Art Buchführung in ebendiesem Gericht. Damit der Mensch durch strenge Prüfung weiß, wie es um seine Beziehung mit Gott und seiner eigenen Seele steht. … Ein guter Christ beginnt gleichsam den Tag des Gerichts in seiner eigenen Seele.“ Die Selbstprüfung sei besonders wichtig in der Vorbereitung auf das Abendmahl, so Watson.

Im Gegensatz zu manch überspitzter Darstellung rühmten sich die Puritaner nicht der Schuld. Sie rühmten sich in Christus. Ein erneuertes Gewissen diente dazu, die Menschen zu Christus zu führen. Ein gutes Gewissen befähigte die Menschen, in Christus zu leben. Deshalb sahen sie das Gewissen als Geschenk des Schöpfers, prüften die Missstände des Gewissens, die durch den Sündenfall entstanden waren, und arbeiteten daran, das Gewissen durch das Wort Christi in seiner gesunden Funktion wiederherzustellen. Dieser Fokus auf ein gutes Gewissen vor Gott führte die Puritaner zu der Suche nach Antworten auf spezifische Gewissensfragen oder zu der Wissenschaft der Kasuistik, die mein zweites Hauptthema in diesem Beitrag ist.

https://www.3lverlag.de/kategorien/1626-von-der-abtoetung-der-suende.html

 

Puritan Reformed Journal – Juli 2012

Band 4 – Nr. 2

Auszug aus The Puritans on Conscience and Casuistry

Von Joel Beeke

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner