Gebet – eine wunderbare, herrliche und großartige Arbeit


Gebet ist wunderbare, herrliche und großartige Arbeit. Doch abgesondert vom Glauben an Christus ist das Gebet auch schwierig, herausfordernd und in vielerlei Hinsicht unmöglich. Es gibt wohl kaum einen Gläubigen auf der Welt, der das nicht nachempfinden könnte. Ich möchte dich nicht entmutigen, sondern mein Ziel ist es, dich zu ermutigen, wenn du der Überzeugung bist, dass dein Gebetsleben zu wünschen übriglässt.

Eines möchte ich deutlich sagen: Verzweifle nicht an deinem Gebetsleben. Erwarte nicht, dass du sofort ein Luther oder ein Welsh[1] im Gebet wirst – wenn es überhaupt jemals dazu kommen wird. Wir müssen realistisch bleiben. Luthers Gebetsleben war schon zu seiner Zeit legendär, und Luther war auch in vielerlei anderer Hinsicht ein ganz besonderer Mensch. Ich bin sicher, dass viele seiner Kollegen, die in jeder anderen Hinsicht ganz normale Menschen waren, auch ein weniger starkes Gebetsleben führten als er. Luther hatte zudem die Erfahrung einer langjährigen Ausbildung in der Disziplin des stetigen Gebets durch seine Zeit im Kloster. Das geistliche Leben von John Welsh war außergewöhnlich, wenn nicht sogar einzigartig in seiner Zeit und in seinem Umfeld. Solche Männer waren tatsächlich eine Art Daniel, doch Daniel war jedem anderen Mann seiner Generation um Längen voraus. Und jeder von ihnen – Daniel, Luther, Welsh oder welcher geistliche Riese uns in den Sinn kommen mag – musste irgendwo anfangen, um zu dem zu werden, der er schließlich war. Dazu gehörten oft langjährige und schwierige Erfahrungen. Wenn wir lernen wollen, in unserer Gebetszeit wirklich zu beten, dann geht es nicht nur darum, dies bewusster, konzentrierter oder methodischer zu tun. Es gehören Prüfungen, Kämpfe und der uns befähigende Geist Gottes dazu.

Bitte Gott, dass er dich zu einem betenden Elia macht, der mit Unglauben und Verzweiflung zu kämpfen hatte, während er sich darum bemühte, im Gebet und in der dankbaren Gemeinschaft mit Gott zu wachsen. Ist es nicht interessant, dass Jakobus Elia als eine Person darstellt, die mir und dir sehr ähnlich ist? Er hatte ein tiefes Gebetsleben, aber er konnte ebenso tief in die Verzweiflung fallen.

Ich teile diesen Gedanken, weil ich davon überzeugt bin, dass Idealismus mit seinen unaufhörlichen und unersättlichen Forderungen erdrückend sein kann. Das christliche Leben sollte nicht nur aus Vorwürfen bestehen, dass du nicht genug betest, gibst oder bezeugst. Wir müssen zwar angespornt werden, doch dürfen wir unseren Glauben nicht zu einem gesetzlichen Abmühen machen, das aus einer langen Liste von Aufgaben besteht, die jeden Tag abzuarbeiten sind. Stattdessen liegt oftmals in der Dankbarkeit – vor allem im dankbaren Gebet –  der bessere Beweggrund für unser Handeln. Wenn du Christ bist, kannst du Gott dafür preisen, dass du etwas unfassbar Wertvolles besitzt, das den Nichtchristen fehlt – du hast jemanden, an den du dich mit jeder Not und Danksagung wenden kannst. Danke Gott für den Thron der Gnade.

Luther machte oft deutlich, wie groß und wunderbar das Gebet eines gottesfürchtigen Christen sei. Ist es nicht erstaunlich, dass ein kleines menschliches Geschöpf mit dem allmächtigen Gott im Himmel spricht und sich nicht fürchten muss, sondern weiß, dass Gott um Christi willen auf ihn herablächelt? Die alten Gelehrten definierten das Gebet so treffend als Ascencus mentis ad Deum, als ein Aufsteigen des Herzens zu Gott.

Bitte um die Gnade, glauben zu können und sei dankbar dafür, dass Gott das Gebet anordnet, hört und beantwortet. Wenn wir das wirklich glauben, wird es uns motivieren, den Weg vom kargen zum erfüllten Gebetsleben zu gehen. Wir können ein moderner Elia werden, wenn wir wie die Reformatoren und Puritaner in unseren Gebeten wirklich zu unserem wunderbaren dreieinigen Gott der erstaunlichen Gnade beten. Er ist es immer wert, voller Ehrfurcht angebetet und geliebt zu werden – sogar bis in alle Ewigkeit.

https://www.3lverlag.de/kategorien/1717-gebet-der-geheime-schluessel-zum-himmel.html

Auszug aus

Taking Hold of God

Joel R. Beeke

[1] John Welsh war ein Presbyterianischer Pastor in Schottland (1568-1622).


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