Kritik realistisch annehmen


Wie man als Pastor mit Kritik richtig umgeht

Der Umgang mit Kritik im Dienst erfordert eine gesunde Auseinandersetzung mit den Tatsachen. Vielleicht kommt es Ihnen seltsam vor, dass wir diesen Punkt zu Beginn eines Abschnitts über praktische Grundsätze für den Umgang mit Kritik anführen. Was hat die Realität mit dem richtigen Umgang von verbaler Kritik zu tun?

Es gibt einen unbiblischen Idealismus, den Pastoren sich zu eigen machen können. Wenn wir den Dienst romantisieren, denken wir vielleicht, dass wir, solange wir treu sind, nicht kritisiert werden. Wir haben das  idyllische Bild einer Gemeinde vor Augen, die ihren Pastor mit großer Mehrheit unterstützt und aufgeschlossen ihm gegenüber ist. Sollte dies nicht der Fall sein, dann müsste es doch aber so sein – oder?

Oder – was wahrscheinlich häufiger der Fall ist – unsere ehrgeizige Selbstwahrnehmung kann uns dazu verleiten, unbewusst zu denken, dass wir uns jenseits der Grenzen von gerechter Kritik befinden. Viele Pastoren mit einer derartig idealistischen Ansicht werden durch die schmählichen Angriffe anderer belastet.

Es gibt jedoch noch einen anderen, ebenso bedenklichen Aspekt, nämlich das charakteristische des Pessimismus. Pessimismus ist genauso gefährdend wie auch unrealistisch. Er betrachtet Kritik als ein notwendiges Übel, etwas, das der Pastor zähneknirschend ertragen muss. In der Kritik steckt nichts Gutes und es kann auch nichts Gutes dabei herauskommen. Kritik ist eine Bedrohung, und das gilt auch für den Kritiker. Wie schnell sind wir dabei, unsere Kritiker zu diffamieren. Eine andere Form des Pessimismus besteht darin, ein übermäßig negatives Selbstbild von sich zu haben. Das kann dazu führen, dass uns schon die kleinste Kritik zur Verzweiflung treibt.

Wir denken oft, dass Idealismus und Pessimismus Gegensätze sind, aber in gewisser Hinsicht sind sie sich bemerkenswert ähnlich. Beide sind eine Ablehnung der Realität. Beide resultieren aus einer unrealistischen Sicht des Dienstes, auf uns selbst und die Kritik, die wir erhalten. Deshalb pendeln wir oft zwischen dem einen und dem anderen. Wenn unsere Erfahrungen nicht mit unseren idealistischen Erwartungen übereinstimmen, tendieren wir mal zum Pessimismus und dann wieder entgegengesetzt. Das Ergebnis kann eine völlige Desillusionierung in Bezug auf den Dienst sein.

Wenn wir mit Kritik im Dienst richtig umgehen wollen, müssen wir uns davon nicht in die Irre leiten lassen. Wir müssen Kritik auf eine realistische Weise annehmen

Auszug aus

Pastors and their Critics: A Guide to Coping with Criticism in the Ministry

Joel R. Beeke und Nick Thompson

 


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